Was ist der Vagusnerv?
Der Vagusnerv ist der längste Hirnnerv und der Hauptnerv des Parasympathikus. Zudem ist er der einzige Nerv im Kopf/Halsbereich, der bis in den Bauchraum reicht. Man könnte sagen, dass er in unserem Körper "vagabundiert" (vagus = umherschweifen), da er so weit verzweigt ist.
Der Vagusnerv bildet nicht nur eine einzelne Verbindung vom Gehirn zum Körper, sondern besteht aus ganz vielen Nervenfasern, die sich zusammenlagern und unterschiedliche Funktionen erfüllen. Die Wirkung des Vagusnervs entzieht sich aber größtenteils unserer direkten Wahrnehmung.
Wie verläuft der Vagusnerv?
Vom Hirn bis zum Darmbereich:
🧠 Hirnstamm 👂🏼Ohr- & Halsbereich ❤️ Brustraum 🍽️ Bauchraum |
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Wofür ist der Vagusnerv verantwortlich?
Der Vagusnerv dient als Bote. Er übermittelt Informationen aus den Organen, die er tangiert, ans Gehirn und beeinflusst unsere psychische Stabilität. Im autonomen Nervensystem spielt der Vagusnerv eine Schlüsselrolle.
Er hat Einfluss auf die Verdauung, die Herzfrequenz (schneller Herzschlag = Sympathikus, langsamer Herzschlag = Parasympathikus) und das Immunsystem im Allgemeinen.
Die genauen Funktionen des Vagusnervs:
Herz-Kreislauf
Herz-Kreislauf
Der Vagusnerv senkt die Herzfrequenz herab und reguliert den Blutdruck. Dadurch wird das Herz-Kreislauf-System geschützt.
Stressreduktion
Stressreduktion
Der Nerv kann den "Ruhemodus" (Parasympathikus) aktivieren und so dafür Sorgen, dass unser Körper aus dem "Kampf oder Flucht Modus" (Sympathikus) befreit wird. Oder anders gesagt: Der Vagusnerv hilft dabei, dass wir uns entspannen können.
Schlucken
Schlucken
Für eine problemlose Nahrungsaufnahme regelt der Vagusnerv beim Schlucken wichtige Muskeln im Hals-Rachen-Bereich.
Magen-Darm-Trakt
Magen-Darm-Trakt
Die Bewegungen im Magen-Darm-Trakt werden über den Vagusnerv gesteuert und die Produktion von Verdauungssäften wird angeregt. Der Vagusnerv übermittelt also Verdauungsprozesse an das Gehirn. [1] Wenn wir gerade in den Genuss eines Stücks Schokolade gekommen sind, teilt der Vagusnerv dem Gehirn die Aufnahme von Glukose mit. Und da wir evolutionsbedingt auf Zucker stehen, kann der Vagusnerv daran beteiligt sein, dass wir nach einem Stück nicht aufhören zu naschen, sondern die ganze Tafel Schokolade verputzen.
Immunsystem
Immunsystem
Der Vagusnerv reguliert und steuert entzündungsfördernde Botenstoffe im Körper.
Was ist der Unterschied zwischen Sympathikus und Parasympathikus?
Wie bereits erklärt, ist der Vagusnerv der wichtigste Teil des parasympathischen Systems und spielt somit eine zentrale Rolle beim Stressabbau und Finden der inneren Balance.

Unser autonomes Nervensystem besteht aus zwei Hauptzweigen: dem Sympathikus und dem Parasympathikus.
Der Sympathikus wird auch als "Stressnerv" bezeichnet. Er wird in stressigen Situationen getriggert. Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, die Muskulatur spannt sich an, der Körper ist bereit für "Kampf oder Flucht".
Im Gegensatz dazu steht der Parasympathikus, der vor allem für Regeneration, Entspannung und innere Ruhe zuständig ist. Er wird auch als "Ruhenerv" bezeichnet. Unter seinem Einfluss verlangsamen sich Herzschlag und Atmung, die Verdauung wird angeregt, und der Körper entspannt sich.
Hat der Vagusnerv Einfluss auf die Psyche?
Als wichtigster Teile des parasympathischen Nervensystems hat der Vagusnerv einen deutlichen Einfluss auf unsere Psyche. Er übernimmt eine Schlüsselfunktion zwischen Körper und Geist. Insbesondere was die Stressregulation, emotionale Stabilität und unser soziales Verhalten angeht.
Ein "gesunder" Vagusnerv mildert die Stressantworten (Sympathikus), hilft, Cortisol und Adrenalin auszubalancieren und sorgt für eine bessere Emotionskontrolle.

Die Polyvagal-Theorie: der Vagusnerv als Bindeglied zwischen Körper und Emotionen
Der amerikanische Neurowissenschaftler Stephen Porges zeigt mit seiner Polyvagal-Theorie, wie der Vagusnerv Körper und Emotionen verbindet. Unser Nervensystem reagiert nicht nur mit Kampf oder Flucht, sondern kann auch soziale Nähe fördern – oder im direkten Gegensatz dazu in eine Schockstarre (Erstarrung) übergehen, wenn Überforderung droht.
Der Vagusnerv "entscheidet" dabei, ob wir entspannen, Kontakt suchen (ventraler Vagus) oder bei Überforderung in eine Schockstarre (dorsaler Vagus) verfallen. Wer diese Reaktionsmuster versteht, kann den Nerv gezielt beruhigen.
Löst ein gestörter Vagusnerv Depressionen aus?
Der Gedanke liegt nahe, dass ein gestörter Vagusnerv ein Auslöser für Depressionen sein könnte. Und tatsächlich liefern einschlägige Studien Hinweise darauf, dass ein gestörter Vagusnerv Depressionen begünstigen kann – und wiederum, dass die Stimulation des Nervs positiven Einfluss hat.
In einer randomisierten, kontrollierten Langzeitstudie (12 Monate) mit 493 Patienten konnte klinisch nachgewiesen werden, dass eine Stimulation des Vagusnervs relevante Verbesserungen bei schweren Depressionen brachte. [2]
Kann sich der Vagusnerv entzünden?
Entzünden kann sich der Vagusnerv nicht. Er ist ein Nerv und keine Schleimhaut oder Drüse. Was aber passieren kann ist, dass er gereizt bzw. gestört wird. Bei einer Vagusnerv-Störung wird manchmal laienhaft auch von einer Entzündung gesprochen, was aber nicht korrekt ist.
Was sind Symptome einer gestörten Vagusnerv-Funktion?
Wenn eine Störung der Vagusnerv-Funktion (Dysautonomie) vorliegt, bemerken wir dies beispielsweise an einer dauerhaften inneren Unruhe in eigentlich unaufgeregten, alltäglichen Situationen. Der Sympathikus ist hier übermäßig aktiv. Uns geht sprichwörtlich alles auf die Nerven.
Weitere Anzeichen und Symptome können sein:
- Herzrasen
- Erschöpfung
- innere Unruhe
- anhaltende Angstzustände
- Depressionen und andere psychische Erkrankungen
- Verdauungsprobleme
- Schlafprobleme
- Übergewicht und Stoffwechselstörungen
Wichtig: Für diese Symptome kann es auch andere körperliche Ursachen geben. Deshalb sollten Beschwerden immer ärztlich abgeklärt werden.
Long COVID und der Vagusnerv
Patienten, die unter Long COVID leiden, berichten häufig von vagusnahen Symptomen wie Dauermüdigkeit, Benommenheit, Schlafstörungen und allgemeine Kraftlosigkeit. Hierbei könnte eine vorübergehende Funktionsstörung des Vagusnervs eine Rolle spielen.
Wenn du unter Long COVID leidest, sollte eine neurologische oder HNO-ärztliche Abklärung erfolgen.
Kann man sich den Vagusnerv einklemmen? Was sind Symptome?
Eine häufig gestellte – und auch berechtigte – Frage ist, ob man sich den Vagusnerv einklemmen kann. Die Antwort: Der Vagusnerv kann nicht direkt eingeklemmt werden; im Gegensatz zu Rückenmarksnerven, die sich zwischen den Wirbeln einklemmen können und böse Schmerzen verursachen.
Allerdings können Verspannungen im Nacken-, Kiefer- oder Brustbereich indirekt auf den Vagusnerv einwirken. Auch Entzündungen (z. B. nach Operationen oder bei Reflux) könnten theoretisch Reizungen verursachen.
Hat der Vagusnerv etwas mit Tinnitus zu tun?
Tinnitus entsteht durch eine fehlerhafte neuronale Verarbeitung im Hörsystem. Es wird angenommen, dass es dabei zu einer Übererregbarkeit oder fehlerhaften Synchronisation von Neuronen kommt. Der Vagusnerv kann hier eingreifen.
In Studien wurde gezeigt, dass eine nicht-invasive oder invasive Vagusnerv-Stimulation in Kombination mit akustischem Training (z. B. Töne, die nicht im Tinnitus-Frequenzbereich liegen) bei chronischem Tinnitus die Symptome lindern kann. [3]
Kann man den Vagusnerv durch Übungen stimulieren?
Du weißt jetzt: Wenn der Vagusnerv nicht richtig arbeitet, kann das unser inneres Gleichgewicht stören. Die Folge: Der Körper kommt nicht mehr richtig zur Ruhe, wichtige Abläufe laufen nicht mehr rund. Das kann auf Dauer krank machen. (Symptome siehe weiter oben im Artikel.)
Durch eine gezielte Vagusnerv-Stimulation soll der Nerv beeinflusst werden, was sich wiederum positiv auf Körper und Geist auswirken kann.
Es gibt eine Vielzahl an einfachen Übungen, mit denen du den Vagusnerv aktiv stimulieren kannst. Welche Vagusnerv-Übungen das sind, erklären wir dir hier »
Gibt es auch spezielle Vagusnerv-Stimulatoren?
Es gibt spezielle Vagusnerv-Stimulatoren, mit denen man den Nerv stimulieren können soll. Zu den bekanntesten Anbietern solcher Stimulatoren zählen Pulsetto und Nurosym, die unterschiedliche, aber sehr kostspielige Geräte anbieten.
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Pulsetto: Bei dem Vagusnerv-Stimulator von Pulsetto handelt es sich um eine Art Nackenband, das den Vagusnerv im Hals/Nackenbereich über elektrische Impulse anregen soll. Verschiedene Programme sollen bei Stress, Schlaf, Angst, Burnout oder Schmerzen helfen. Der Stimulator von Pulsetto kostet aktuell 646,00 €. |
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Nurosym: Nurosym dagegen bietet eine Ohrklammer, die den Vagusnerv mit elektrischen Impulsen über das Ohr stimuliert. Das Gerät sendet präzise elektrische Mikrostromimpulse über den Tragus des linken Ohrs. Diese Impulse wandern über den Vagusnerv zum Hirnstamm, wo sie das parasympathische Nervensystem aktivieren. Der Vagusnerv-Stimulator von Nurosym kostet aktuell 700,00 €. |
➡️ Vagusnerv-Stimulator von Elvari
Aktuell arbeiten wir daran, einen Vagusnerv-Stimulator zu entwickeln, mit dem der Nerv im Alltag einfach, effektiv und sanft stimuliert werden kann – und das zu einem günstigeren Preis, den man sich leisten kann.
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Fazit zum Vagusnerv: Wirkung und Stimulation
Der Vagusnerv spielt eine Schlüsselrolle in unserem autonomen Nervensystem; er hat maßgeblich Einfluss auf Organe und Psyche. Ein gestörter Vagusnerv kann sich negativ auf unser gesamtes Wohlbefinden auswirken.
Wer den Vagusnerv gezielt stimuliert, unterstützt die Selbstregulation des Körpers und kann langfristig die eigene Vitalität (körperlich und psychisch) fördern.